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Judo-Trainingslager Lindow – Mai 2019

Lindow (Mark), 19:45 Uhr – Die Teilnehmer des Frühlingstrainingslagers des JSV Bernau beziehen ihre Positionen im Kraftraum. Das Trainingslager beginnt mit dem fast schon traditionellen Malträtieren der Beinmuskulatur und des Sitzfleisches auf den Sätteln der Spinning-Räder. Wieder einmal wurden auch sportlich erfahrenere Hasen und gut trainierte Teilnehmer in dieser Disziplin auf ihre Plätze verwiesen: unser Spinningmeister Jan, der am darauffolgenden Tag 70 Jahre alt werden sollte, hat uns gekonnt gezeigt, wo der Hammer hängt. Die Motivation war hoch und am Ende dieser Einheit sahen alle aus wie frisch geduscht (nur der Geruch stimmte nicht ganz zum Bild). Somit – und der ersten blonden Erfrischung – war das Trainingslager offiziell angelaufen.

Am Samstagmorgen ging es pünktlich um acht Uhr zum Frühsport. Der schöne Wutzsee und sein idyllischer Rundweg luden zu einer angenehmen und – nachdem auch die letzten Bluetooth-Lautsprecherboxen außer Hörweite waren – zum fast schon meditativen Lauf um den See. Wobei Trainer Otti aus Empathie die kilo- und jahresmäßigen Schwergewichte (je ab 100 bzw. 50) nur bis zur Brücke und zurück insgesamt ca. vier bis fünf Kilometern laufen ließ. Alle andern durften sich die gesamte Strecke (ca. siebeinhalb Kilometer) anschauen. Doch meckern gilt nicht, irgendwann bekommt auch der letzte sein Frühstück und schwingt sich dann frohen Mutes in seine Kutte.

Denn ab 10:00 Uhr ging es frisch gestärkt in die erste zweistündige Judoeinheit. Die Judoka wurden hier vom Trainer offiziell begrüßt und der Plan des Wochenendes wurde erläutert: Training von grundlegenden Techniken, die die Jüngeren möglicherweise noch nicht kennen, die aber auch für die dunkelgurtigen Judoka wiederholt und gefestigt werden sollten, damit sie im Bedarfsfall auch wirklich sitzen. Doch eine vernünftige Judoeinheit funktioniert natürlich nicht ohne eine würdige Erwärmung. Für etwaige Unwissende möchte ich nicht verraten, was sich für eine Übung hinter der wohlklingenden Bezeichnung „Reißverschluss“ versteckt, aber nach einigen Litern Schweiß und dem ein oder anderen blauen Fleck (bzw. Blauer-Fleck-Landschaften, die teilweise Stark an die mecklenburgische Seenplatte erinnerten), konnte es dann losgehen. Die Seerunde steckte allen in den Knochen, doch keiner machte schlapp. Alle waren voll dabei – so wie sich das gehört. Das Mittag hatten sich alle verdient.

Ab 14:00 Uhr trennte sich dann die Spreu vom Weizen: es gibt Leute, die können entweder ganz gut oder zumindest ein bisschen Fußball spielen und dann gibt es diejenigen, die wissen, dass der Sport Fußball existiert und manchmal im Fernsehen läuft. So spielen sie dann auch. Glücklicherweise war das Team des Autors so erfahren, dass seine fehlende Kompetenz um Längen kompensiert werden konnte. Team „29 plus“ konnte also den Sieg mit nach Hause nehmen.

Eine kurze „Kaffee“-Pause später gelangten die Teilnehmer am zweiten Highlight des Tages an: zwei Stunden Kraftkreis an den Geräten im Fitnessraum. Trainier Otti hatte sich etwa 15 kraftzehrende Übungen überlegt, die wir in insgesamt zwei Kreisdurchläufen abarbeiten mussten. Jeder Muskel, jede Faser hat ihr Fett abbekommen. Spätestens am nächsten Morgen zur nächsten Judoeinheit, aber auch schon an diesem Abend hörte man das Krachen im Gebälk und das Stöhnen bei schon leichten Bewegungen.

Es ging erst am nächsten Morgen weiter, denn die Basisdemokratie hat die Schwäche des Kollektivs offengelegt: das reichhaltige Abendessen hatte alle so geschafft, dass Badminton und Fußball kurzer Hand abgewählt wurden. Einarmig reißen in der Klasse bis 0,5 Liter war die Ersatzeinheit. Doch auch diese Krafteinheit konnte keinen aus der Fassung bringen und schon am nächsten Morgen ging es voller Motivation und teils etwas schweren Köpfen (die Sportlerbar hatte am Vorabend ihre Türen geöffnet) weiter.

Doch die schweren Köpfe sollten bald Geschichte sein, denn die Gewichte verlagerten sich relativ schnell in die Beine: die Treppe hatte gerufen und wir sollten ihrem (bzw. Ottis) Ruf folgen: hinab, hinauf, kleine Runde, hinab, hinauf, kleine Runde, hinab… So ging es in etwa eine halbe Stunde, bis wir vom Trainer erlöst wurden. Nach einer erfrischenden Dusche fanden wir uns erholt und munter beim Frühstück wieder. Hier konnten sich die Teilnehmer moralisch auf die nächste Judoeinheit vorbereiten.

Die zweite Judoeinheit konzentrierte sich diesmal weniger auf bestimmte Techniken, als vielmehr auf judospezifisches Kraft- und Ausdauertraining. Zum Ende dieser Einheit stand das obligatorische Gruppenfoto auf dem Programm. Dafür hatte sich Otti dieses Mal etwas ganz Besonderes ausgedacht: sich nebeneinander einfach schön hinstellen und simpel ins Objektiv grinsen – das kann jeder. Also sollte es eine Pyramide werden. Am Vortag wurde schon einmal geübt: das stämmige Personal nach unten und die zierlichen Teilnehmerinnen durften dann die Spitze bilden. Nach einer schweißtreibenden und anstrengenden Einheit waren alle froh, dass man nur auf allen Vieren das Gewicht der Person über einem tragen musste.

Letztlich wurden alle Matten eingeräumt, Mittag gegessen und somit war das Trainingslager im Frühjahr 2019 beendet. Die Beteiligten haben wieder einmal bekommen, wofür sie gekommen waren: Sport, Schmerz und nettes Beisammensitzen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Vielen Dank dafür an die Organisation und natürlich unseren Trainer Otti.