Allgemein, News

Ein halbes Jahrhundert auf der Judomatte

Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit und Höflichkeit – das sind drei der zehn Judowerte, die der Deutsche Judobund vor einiger Zeit herausgestellt hat. Kein anderer Judoka des Bernauer Judovereins verkörpert diese Werte schon so lange wie dessen Cheftrainer Hartmut Ott.

Am 01. April hat Otti, wie Hartmut liebevoll von seinen Vereinskameraden und Freunden genannt wird, ein ganz besonderes Jubiläum. Er ist seit 50 Jahren auf der Tatami aktiv.
Seit dem 01.04.1971 ist er offizielles Mitglied der SG Dynamo Bernau und seitdem fester Bestandteil des Judosports in der Hussitenstadt.

Viele seiner Wegbegleiter wissen vermutlich nicht, wie er seiner Zeit den Weg zum Judo fand, denn er war für alle schon immer da. Kürzlich berichtete Otti in kleinem Kreis wie er zu dem Hobby kam, dass ihn nun schon sein ganzes Leben begleitet. Sein Vater war ebenso wie der damalige Haupttrainer des Bernauer Judostützpunktes, Günther Seidler, bei der Volkspolizei der DDR tätig. Er unterstützte Seidler als Kraftfahrer bei Wettkampffahrten und wurde oft von Sohn Hartmut begleitet. Bei einer dieser Fahrten wurde Seidler auf den damals wohl noch etwas schüchternen siebenjährigen Jungen aufmerksam und sprach ihn an: „Nächste Woche kommst Du zu mir zum Training!“ Das war der Beginn einer überaus erfolgreichen Judo-Laufbahn. Zuerst sammelte Otti einige Erfolge als Sportler, bevor er mit Beginn seiner Lehre auch als Trainer sein Können unter Beweis stellte. Er bildete nun gemeinsam mit Günther Seidler über viele Jahre ein äußerst erfolgreiches Trainergespann. Nach und nach gab Seidler immer mehr Verantwortung in die Hände seines Nachfolgers, der diese bereitwillig annahm und sie bis heute beim jetzigen JSV Bernau trägt.

Neben etlicher Wettkampferfolge seiner Sportler, die sich im Laufe der vielen Jahre ansammelten – eine Aufzählung von Namen würde den Rahmen des Artikels sprengen – ist es seine Persönlichkeit, die ihn als Trainer unverzichtbar macht. Er begleitete unzählige Sportler auf ihrem Weg und stand dabei stets auf und neben der Matte mit Rat und Tat zur Seite. Er hält die Bernauer Judofamilie seit mehreren Generationen zusammen. Bis heute ist sein rein ehrenamtliches Engagement ungebrochen. Otti steht jede Woche an mindestens drei Nachmittagen auf der Judomatte und trainiert sowohl ambitionierte Wettkampfsportler als auch Breitensportler, die den Weg zurück zum Verein fanden und die er zum Teil schon vor 30 Jahren zu Wettkampferfolgen führte. Auch sein Fitnesstraining erfreut sich größter Beliebtheit und lässt die Judohalle regelmäßig aus allen Nähten platzen. Bei diesem tritt auch sein eigenes Fitnesslevel zum Vorschein. Es gibt sicher nicht sehr viele Sportler, die ihm z. B. an der Klimmzugstange etwas vormachen können.

Der Träger des 5. DAN hat viele Athleten zum Meistergrad im Judo (schwarzer Gürtel) geführt und nimmt regelmäßig als Mitglied der DAN Kommission Prüfungen zum Schwarzgurt ab. Im Kreise der Prüfer des Brandenburgischen Judoverbandes genießt er durch seine stets freundliche und aufgeschlossene Art ein ebenso hohes Ansehen wie bei den Trainern anderer Vereine, mit denen er an zahlreichen Wettkampfwochenenden im Austausch steht.

Volle Trainingshallen und Wettkampfwochenenden klingen zur jetzigen Zeit leider sehr abstrakt und wir hätten das Jubiläum sehr gerne mit dem ganzen Verein gefeiert. Coronabedingt ist das momentan nicht
möglich. Der Vorstand und die Mitglieder des JSV Bernau hoffen jedoch, dass die Ehrung sobald wie möglich in geeignetem Rahmen nachgeholt werden kann. Wir wissen auch, wie schwer Otti diese Zwangspause fällt – es gab wohl in den letzten 50 Jahren keinen vergleichbaren Zeitraum, indem er die Judomatte nicht betreten hat.

Abschließend müssen noch zwei weitere Judowerte genannt werden, die vermutlich jeder empfindet der den Judoka Hartmut Ott in den vielen Jahren kennengelernt hat: Wertschätzung und Respekt!