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Judo-Trainingslager Lindow – Dezember 2018

„Judo-Folter-Wahnsinn“ stand für den siebten bis zum neunten Dezember in meinem Kalender. Denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich als Judo-Neuling beim berühmt-berüchtigten Judo-Trainingslager des JSV Bernau richtig bin. Tatsächlich hat es Trainer Hartmut Ott aber vermocht, an diesem Wochenende Judo-Novizen, alte Hasen und Profis unter einen Hut zu bekommen.

Das Prinzip war simpel und motivierte alle zum Auspowern: erst an die Grenzen gehen und dann zur Belohnung ein isotonisches Kaltgetränk nach Wahl. So startete das Training am Freitagabend pünktlich um 19:00 Uhr mit einer einstündigen Session Spinning, die den Sportlern schon zur ersten Einheit zeigte, dass es an diesem Wochenende wieder einmal hieß: klotzen – nicht kleckern!

Und weil eine Ausdauereinheit sowieso zu wenig ist, wurde dieses Motto am nächsten Morgen sofort mit einer traditionellen Runde um den Wutzsee bestätigt. Wobei der Trainer ausnahmsweise Gnade für die erfahreneren Teilnehmer walten ließ, denn sie brauchten nur etwa die Hälfte der Strecke zurücklegen.

Nach einem köstlichen und ausgiebigen Frühstück erfreuten sich die Sportler an der Einheit „Judo mit Otti im Tanzstudio.“ Wobei diese Einheit mit Tanz ganz und gar nichts zu tun hatte. Schon während der Erwärmung wurde die Atmung der Teilnehmer schnell hörbar schwerer. Nach etlichen Erwärmungsübungen und dem ein oder anderen blauen Fleck später, wurde der Übergang vom Boden in den Stand trainiert. Es wurden verschiedene Techniken gezeigt und geübt, deren Ziel es ist, den Gegner, der aus dem Bodenkampf nach oben will, durch einen Wurf wieder zu Fall zu bringen. Erst eine Regeländerung des internationalen Judoverbands erlaubt solche Techniken überhaupt.

Zwei Stunden später war es Zeit, den Körper mit etwas Energie zu füllen. Denn diese brauchten wir, um sie gleich wieder in Muskelkraft, nämlich beim Schwimmen, umzusetzen. Wer noch Reserven hatte, brauchte sie spätestens hier auf – die morgendliche Runde steckte allen noch in den Knochen. Es war auch klar, dass einfaches Bahnenziehen keine Option für Trainer Ott war. Pädagogisch wertvoll wurde die einfache Aufgabe zu einer freudigen Tortur für alle Beteiligten: ein Schwimmwettkampf – einfach wie effizient – wurde ausgerufen. Das Team, was am schnellsten auf der anderen Seite ist, gewinnt. Selbst an ein strategisches Element wurde gedacht: pro Team mussten zwei Schaumstoffobjekte auf die andere Seite des Beckens transportiert werden: wer hatte nun also mehr Muskel- und wer mehr Beinkraft? Der Ansporn war perfekt. Und wären wir nicht einer mehr im Team gewesen, hätte das Team des Autors alle platt gemacht. 😛

Ab 16:00 Uhr ging es dann in den Kraftraum. Hier war ein zu absolvierender Zirkel aufgebaut, an dem sich jeder viermal 30 Sekunden individuell abrackern durfte. Endlich reines Krafttraining, hat sich wohl so mancher Gedacht, als in Gedanken versunken die Wiederholungen meditativ gezählt wurden. Am Ende waren auch hier alle platt und freuten sich auf ein reichhaltiges Abendbrot.

„Nur die harten komm‘ in‘ Garten“ – das galt sicherlich für einige wenige (inklusive Trainer Otti), die sich zu einer letzten Einheit Spinning an diesem Tage hinreißen ließen. Beide Setz-Junior dachten an eine halbe Stunde, doch kann man ja nicht vor den weisen Herren Schwäche zeigen, sodass eine Stunde lang schwitzend durchgezogen wurde. Das Feierabendbier war dann mehr als verdient und rundete den Abend ab, als alle glücklich und geschafft beisammensaßen.
Doch wie üblich an solchen Wochenenden währte das Glück nicht lange. Denn zum einen war die Nacht wieder mal viel zu kurz und zum anderen stand ja wieder Frühsport als erstes auf dem Plan. Auch wenn der ein oder andere nicht jedes Bier vertragen hat, fanden sich doch alle zum halbstündigen Intervalltraining am Fußballplatz ein.

Nach dem Frühstück stand die letzte Einheit an: auch diese war hinlänglich bekannt und wurde freudig erwartet: „Kondition und Ausdauer mit Otti“ – mit anderen Worten: den letzten Rest an Energie rauspressen. Am Ende blieb keiner trocken – das Ziel des Trainingslagers war wieder einmal erreicht.

Es war ein Novum, dass so viele Altersgruppen und so viele verschiedene Judoka mit unterschiedlichsten Erfahrungsstufen zusammenkamen. Nichtsdestotrotz konnte jeder differenziert arbeiten und für sich selbst das Optimum herausholen.
Die Planungen für die Trainingslager 2019 laufen – und sie werden mit Sicherheit genauso gut besucht werden wie bisher. Das Konzept „Otti im Tanzstudio“ scheint zu funktionieren.

Marcus Setz